Autor: barbara

16 Jun 2021

Fragen über Fragen über das Lassen und das Gewinnen

„Postheroisch“ nennt Dirk Baecker (Witten/Herdecke) die Eigenschaften von Führungskräften nach – oder nur zwischen – den Lockdowns, der teilweisen physischen Isolation und den augenblicklichen Erwartungen an die Treiber unseres Glücks, unseres Erfolges.

Und die Rückkehr aus der Buzzword Welt in die aufmerksame Balance zwischen Disruption, Technologieschüben, (angenommenen) Fakten und der Ausrichtung auf langfristige Werte fordern Simon, Weber und Friends.

Wow, das wird spannend. Wie bewerkstelligen wir die Klarheit, die Entzauberung von erlernten Ansprüchen (an uns und an andere) wie „schneller, besser, höher, weiter“ und bringen sie in Ausgleich mit Unvorhersehbarkeit und Verletzlichkeit?

Wie werden wir robuster, resilienter?

Meine Annahme zur Lösung ist eine gewagte Hypothese: indem wir mehr Eigenverantwortung übernehmen, aufmerksamer gegenüber dem Gesamtsystem werden und einige angewöhnte Egoismen aufgeben, wozu auch Wachstum auf Kosten Dritter gehören…..

Da der Weg zur Zielerreichung einige Anstrengung beinhaltet, beginne ich mit dem Nutzen aus der Transformation:

  • Wir gewinnen Sicherheit aus uns selbst und der Erfahrung im Umgang mit ungewohnten Situationen und anderen, auch wenn wir vor neue, unerwartete Entwicklungen gestellt werden (Peter Sloterdijk nennt dies Immunität durch gemeinsame Sicherheit)
  • Wir lernen neben allen Anstrengungen die Schönheit unseres Lebens zu schätzen und bewusst zu genießen
  • Unsere Sozialkompetenz und damit der einfachere, freundliche Umgang mit uns und den anderen bewegt sich auf ein neues Level. Der Lohn: Freundliche Anerkennung abseits von funktionalen Hierarchien.
  • Aus einer Metaebene gewinnen wir Überblick über das Wesentliche. Eines Meiner Lieblingszitate des Philosophen Peter Sloterdijk: Wer Überblick haben will, muss manches übersehen.

Haben Sie sich darin wiedergefunden?

Es kann so einfach sein. Oder?

  • Die erste Frage, die uns weiter bringt, ist: Was ist so bedeutend, dass es in unserem (beruflichen und privaten) Leben bleiben soll? Was gibt Ihnen Stabilität, Sicherheit, Wohlbefinden und einen Rahmen für die Ziele, die Sie noch erreichen wollen, das Schöne, auf das Sie hin hoffen?
  • Dann: was, über alles Lernen aus der augenblicklichen Situation, dem Lernen über uns und unsere Robustheit, hinaus soll in unserem Leben anders, schöner werden? Wir leben gerade ein monatelanges Seminar und trainieren diese C Co-Immunität, die nur durch Gemeinsamkeit, gegenseitiges Anerkennen gewährleistet wird. Was sind die Erkenntnisse daraus?
  • Und zuletzt: wovon gilt es nun, los zu lassen, Ballast abzuwerfen? Zugegeben: die aktuelle Situation macht es nahezu von alleine, uns von alten Mustern, Glaubenssätzen, Gewohnheiten zu trennen. Vielleicht sind es andere Themen, die Sie hinter sich lassen wollen, Ängste, Differenzen, aber einfach auch übervolle Schränke und Schreibtische. Räumen Sie auf.

Neuerfindung als Führungskraft

Die unfreiwillige oder manchmal freiwillige, bewusste Distanzierung hat das ihre dazu beigetragen, den Wunsch nach der „post-charismatischen“ Führungskraft (Matthias Karmasin, CMC, Universität Klagenfurt) kritischer zu bewerten und „als nutzarmes Relikt“ zu verwerfen, – auch wenn der Schrei nach Annäherung an das Alte, Gewohnte einigen Ortes laut ist:

FOMO control (Fear of missing out control). Ist das wirklich so? Oder durften wir – leider ohne spielerische Erfahrung – uns bereits in einer neuen Haltung, neuen Verhalten wahrnehmen? Vielleicht sogar Gefallen daran finden.

Was lassen wir bereits los, ließen wir los, vielleicht mit leisem Bedauern und festem Vorsatz, uns daran lange und im Guten zu erinnern, und dennoch?

Die Antworten sind bei Ihnen, individuell und einzigartig. Und diese Antworten beeinflussen uns als Führungskraft, als Meinungsbilder, als Vorbilder für jene, die Sicherheit, Mut und Rahmen brauchen für eigene Entwicklung.

Auf einer Metaebene bedeutet „auf- und ausräumen“ einfach auch Übersicht zu gewinnen und Platz zu machen für Neues, neue Interessen, neue Methoden, neue Vernetzungen.

Eine unendliche Geschichte, die nun rasante Fahrt aufgenommen hat und darum umso mehr unserer Aufmerksamkeit bedarf. Freuen wir uns auf all das Neue und freuen wir uns auf schöne Erinnerungen und manchmal auch die Transformation von leidvollem Lernen in hoffnungsvolles Verstehen.

Alles Gute für Sie, schreiben Sie uns, wir freuen uns darauf,

Ihre Michel und Barbara

 

 

 

 

 

 

05 Mai 2021

Ist ambig genug?

An der Mehrdeutigkeit zu zweifeln ist gewagt. Haben wir nicht lange genug daran gearbeitet, das Kräftespiel zwischen beiden Polen in einer allparteilichen Weise zuzulassen?Und doch ist es angesichts der auch in Zukunft anstehenden Diskussionen um hybrides Leben angebracht, darüber nachzudenken und auf andere Denk- und Entscheidungsmodelle zu achten.

Die Lösung liegt in mehr als beidem

Beide, das eine mit dem anderen folgen einer systemischen Beratungsschleife in die Positionen der Meta-Validierung, in das Potenzial, das kreative Verwerfen und die Suche nach Transformation, Transformation in Innovation.

Zwei Modelle der Betrachtung als pars pro toto sind hier gegeben. Beide geben Struktur, ohne den Inhalt vorwegzunehmen. Sie fördern die wesentliche Zutat der gewünschten Entwicklung, nämlich Reflexion und Eigenverantwortung:

Ein erstes Modell folgt dem Format des Pentalemma aus der Schule von Matthias Varga von Kibed und Insa Sparrer, die es auf die alte, brahmanische Jurisprudenz der Inder zurückführen:

  • Das Eine, Alte, Bestehende ist der erste und Ausgangspunkt unserer Überlegungen – für die Strategen der alten Schule die Bestandsaufnahme des aktuellen Zustands. Nehmen wir als Beispiel die aktuellen Berufe und ihre funktionalen und rechtlichen Beschreibungen.
  • Das andere, das Neue, die gewünschte Zukunft – in vielen Entwicklungsansätzen auch nicht-trivialer Systeme das Soll, das Ziel folgt als zweite Position. In Anlehnung an unser Beispiel hier die Berufe, die Zukunftsforscher für die Zukunft als notwendig erachten. Eine dieser Funktionen habe ich unter der Bezeichnung “Chief Remote Officer” gefunden, ein mit hoher Sozialkompetenz und Transformationswissen ausgestatteter “Verbindungsoffizier” zwischen den dann nicht mehr existierenden Hierarchien. Kann das gut gehen, werden einige fragen und auch erkennen wollen als des “Kaisers neue Kleider” (frei nach Hans Christian Andersen).

Die Reise hat begonnen

  • Wir befinden uns bereits auf der Reise zwischen dem einen, Bestehenden und dem anderen, denkbaren Neuen, Wir wechseln uns ab mit unseren Zweifeln und Überlegungen, wie der Weg vom Ist zum Soll zu bewerkstelligen ist. Nun ist die dritte Position des “und”, des “entweder und oder”, des “sowohl als auch” erreicht.Bezogen auf unser Beispiel der zukünftigen Arbeitswelt und ihrer Berufe könnte dies bedeuten, dass die Berufe benannt werden, die weiterhin ihren Wert haben, vielleicht weiterentwickelt und durch neues Wissen bereichert werden. Oder umgekehrt, neue Berufe werden durch hochentwickeltes, faktisches, altes Wissen unterstützt: Wer kennt es nicht, seinem aktuellen Brotberuf auch durch persönliche Talente eine besondere Note zu geben?
Oder auch, ganz aktuell, mehrere Berufe, Tätigkeiten parallel auszuüben, dies an verschiedenen Orten, zu verschiedenen Zeiten und dann auch noch viele andere Facetten mehr.
  • Die Verwirrung betreffend die vielen Möglichkeiten und Ausprägungen zielt auf die vierte Position, das “weder noch”, und muss nicht bedeuten, auf all diese Möglichkeiten zu verzichten, sondern im systemischen Kreislauf, im täglichen Scrum und anderen hilfreichen Methoden, die Reise der Erfahrungen, das Ergebnis der Überlegungen, Entwicklungen zu überprüfen.

Welche Fragen haben wir vergessen zu stellen?

Sind unsere Schlussfolgerungen gültig?

Für die Entwicklung der Berufswelt hieße das vielleicht auch zu hinterfragen, ob alle Rahmenbedingungen, die regionalen Märkte, die Bedürfnisse der Kunden, unserer Familien und Freunde und nicht zuletzt unsere eigenen Wünsche ausreichend berücksichtigt wurden.

Bieten Flexibilität, Agilität, Ambiguität genügend Antworten in Zeiten des Chaos?

Wie viel Struktur ist nötig, um Disruption und Dystopie zu zähmen?

Was bedeutet “zähmen” und wer hat wann noch die Kontrolle?

Wenn wir über zukünftige Berufswahl nachdenken, könnte dies dazu führen, dass wir den Beruf des Kommunikators, Moderators, Beraters in Frage stellen. Werden wir diese Berufe noch brauchen oder werden sie durch künstliche Intelligenzen – sozusagen remote learning – ersetzt werden? Und auch: Welche Intelligenz wird zukünftig die Probleme unserer Abfluss-Rohre beheben?

Die Reise beginnt von vorne – mit dem Blick auf das eine, alte, dann auf das neue, und so weiter bis zum “weder – noch”. Sind wir uns jetzt sicher über die zukünftigen Entwicklungen, über unseren Anteil daran?

Nein? Jetzt kann alles passieren!

  • Dann kommt der Meisterwurf, das Penta, die fünfte Position, eine neue Dimension: die Veränderung und das ganz Andere.

Welche Visionen begleiten uns in unserer Entwicklung, auch in Bezug auf unsere eigenen Fähigkeiten, Fertigkeiten, Verantwortung?

Wie geht das? Das Zauberwort heißt Transformation, das Loslassen des Alten, des Neuen, des Sowohl-als-auch, des Nichts davon … und dann an deren Stelle: der Traum von der besten aller Welten. 
Für unser Beispiel der zukünftigen Berufswelten heißt das: Was? Die lange Reise beginnt mit einem herzhaften, mutigen “Ich weiß es nicht”. Jetzt kann alles passieren

Für die Realisten, für die Träumen zu anstrengend ist (in Zeiten von Corona ohne Zynismus, aber mit Mitgefühl geschrieben) bietet sich hier eine noch immer aktuelle Lösung aus der Werkstatt von Steve de Shazer an:

Dem wertschätzenden „Ja, genau dies Eine” folgt ein ergänzendes Überlegen und Prüfen, ein „und auch das noch“, das dann in einem „vielleicht darüber hinaus“ mündet.

Das wertzuschätzende, notwendige Quantum an Sicherheit durch die Akzeptanz des Bestehenden wird verstärkt und aufgewertet durch die freundliche Interpretation, den Wechsel von Perspektiven und führt so zum akzeptierten Neuen. 
Bestimmte, vor allem sozialen und Infrastrukturbezogene Berufe wird es wohl noch lange brauchen, sie werden eine andere Bewertung erfahren müssen. Andere, trendigere Berufsbilder werden durch Digitalisierung und AI wohl bald wegfallen oder in anderen aufgehen. Und dann, wie werden wir Zusammenhalt und Kultur „darüber hinaus“ gestalten?

Vielleicht ist diese Betrachtung an Hand von zukünftigen Berufsbildern ein Anreiz, die beiden wunderbaren didaktisch und semantisch reichen Modelle auf andere Lebenssituationen auszudehnen?

Was immer geschieht, lassen wir es nicht zu, dass uns die Eigenverantwortung und Fähigkeit, zu reflektieren und zu entscheide, verloren geht: Wer oder was möchte ich sein, welche Fähigkeiten wofür einzusetzen?
Schreiben Sie uns, wir freuen uns auf Ihren Input.

Eure  Barbara und Michel

 

 

 

 

 

 

 

25 Mrz 2021
Openess - Happiness

Kleines Glück

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ (Johann Wolfgang von Goethe). Nassrudin Hodscha nennt den Zauber „Verwunderung“. Was ist es also, der Augenblick von wunderbarem Zauber, dem Innehalten? Und was haben Goethe und der wunderliche Nassrudin im Business-Alltag des „New Normal“ verloren?

Ich weiss es nicht. Und: gerade deshalb ich bin neugierig auf mögliche Lösungen und Wendungen – und das große neue Bild unseres Lebens. Bin ich deshalb schon „agil“ ?

Wie viele Perspektiven bietet eine Metaposition? Was können die vielen anderen zu unserer Expertise beifügen? Wie viele Möglichkeiten sind im großen Bild zu erkennen? Wie viel Gelassenheit braucht es um diese als weitere Lösungen zu erkennen und wieviel Kraft, um diese anzunehmen und umzusetzen?

Haben Sie beim Lesen mitgezählt? Die vielen „viel(e)“, die sich auftun, wenn wir nicht mehr im Muster des „Wissen müssen“ verharren?!

Genau genommen habe ich Ihnen die Kernthemen der Agilität angeboten

  • Nicht wissen und darauf vertrauen, dass
  • Dialog und dann auch noch Interdisziplinarität eine großartige Erweiterung von Wahrnehmung darstellen,
  • Perspektiven zu wechseln und in Bezug zum System, zu setzen – über den Tellerrand zu schauen – und dann
  • Sich freuen über den gelungenen, kleinen Schritt, schöpfen daraus Kraft und machen einen nächsten Schritt.

Ja, sagen Sie. Ich weiss, sagen Sie.

Natürlich. Und dann: ändert dieses Wissen Ihre Haltung, Ihr Verhalten? Woran erkennen wir die Veränderung?

Welche Illusion?!

Unterschiedliche Ebenen bewirken unterschiedliche Folgen und Emotionen

  1. Wir dürfen die Illusion der Kontrolle aufgeben, die Sehnsucht, alles im Griff zu haben und dem letzten „Zipferl“ an Macht über das System.
  2. Wir erlauben uns Vertrauen in uns selbst und danach in die Menschen, die zu unseren Visionen, Zielen beitragen, zu fassen
  3. Dann erst öffnen wir uns gegenüber den Eindrücken und Ergänzungen, die uns von außen erreichen. Wir staunen über die Möglichkeiten, die wir selbst nie in Betracht zogen. Seit Jahren beobachte ich wertgeschätzte Menschen, die mit System alles anders gestalten, als ich es täte, und: sie schaffen es – oftmals einfacher und gelassener als ich. Ich lerne.
    Ebenso lange fokussiere ich auf meine „Kunden“, intern und extern. Deren Anliegen ermöglichen Impulse und öffnen meine Blickwinkel. Danke dafür.
  4. Wir sind flexibel und nicht von starren Strukturen und bestimmten Experten/Teammitgliedern abhängig. Iterative Schritte bringen notwendige Flexibilität.
  5. Wir schöpfen Atem und erkennen die kleinen Erfolge am Wegrand. Serendipity. Das kleine Glück.

Endlich: das kleine tägliche Glück.

Und das gehört uns persönlich oder, innerhalb der Organisation, gemeinsam nach Werten ausgerichtet und erfahren. Voraussetzung dafür ist die Gelassenheit, bei sich zu bleiben und aufmerksam zu sein für die kleinen Zufälle, Fortschritte und Abschnitte, die sich uns glückhaft öffnen.

Wie schaffen Sie für sich die kleinen Glücksmomente? Wir, Barbara und Michel, sind neugierig, von Ihnen zu lernen. Schreiben Sie uns, rufen Sie an und erweitern Sie Ihren Glücksmoment durch Teilen.

Bis dahin: bleiben Sie gesund, neugierig und offen! Um das „Besser“ zu wissen, müssen wir das „Gute“ nicht kennen. (in Anlehnung an Steve de Shazer).

Eure Barbara & Michel

 

 

09 Mrz 2021
angry forgetting

Wütendes Vergessen

Wütendes Vergessen!?

Geht es Ihnen manchmal so, dass Sie am Freitag das Gefühl haben, es sei erst Dienstag? Oder dass Ihr Kurzzeitgedächtnis Sie im Stich lässt, während Sie in alten Erinnerungen schwelgen könnten?

Sie sind nicht allein, sondern in guter Gesellschaft der Vielen, die die letzten Monate im Homeoffice verbrachten und nötige Herausforderungen, ihr Gedächtnis zu üben, vermissten.

Macht nichts, ist nicht so schlimm?

Leider doch, denn mit der Fitness bestimmter Hirnareale ist auch die Wahrnehmungsebene betroffen und damit das gefühlte und tatsächliche Vermögen, sich zu konzentrieren, zu fokussieren, zu reflektieren und Komplexität zu verstehen. Dies führt oft zu einem Gefühl des Kontrollverlustes und ungeachtet der tatsächlichen Beeinträchtigung verlangen wir nach Sicherheiten, Kontrolle und Macht.

Meine These also ist, dass das verminderte Vermögen, Komplexität zu erfassen, zu einem Verlust von Agilität führt, einer Voraussetzung dafür, sich in der aktuellen Situation zu bewegen.

Kontrollverlust versus Machtlust ?

Welche Erfahrungen machen Sie? Ist Ihre Arbeitswelt hybrider geworden?
Wie viele Vorteile ziehen Sie aus der neuen Situation?
Wieso frage ich nicht nach den Nachteilen derselben?
Welche Gestaltungsrahmen bietet das „neue Normale“?
Wie erhalte ich mein gefühltes und tatsächliches Denk- und Erinnerungsvermögen?

Eine Frage ist schnell zu beantworten: Die Nachteile (für Lösungen dieser Art) zu erfragen, ist minder erheblich, sie blockieren unsere Kreativität und die Erinnerung an Erfolge.

Wichtiger ist zu fragen: worin waren Sie und Ihre Organisation erfolgreich? Wieviel Agilität und wieviel Struktur waren hilfreich beim Reorganisieren der Lebens- und Arbeitswelt? Wie konnten Sie Mut und Freude aufrecht erhalten?

Und dann: wie beeinflussen wir unsere Fähigkeit, konzentriert und rasch zu erkennen, zu analysieren, zu agieren, zu reagieren? Wie halten wir unsere Flexibilität aufrecht?

Wie üben wir unser Denkvermögen im Rahmen neuer digitaler Anforderungen und vermehrt fehlender sozialer, empathischer Wechselbeziehungen?

Wie reagieren wir auf, wie unterscheiden wir zwischen Fake und subjektiver Wirklichkeit? Wie wertschätzen wir Fakten?
Wie „agil“ handhaben wir Komplexität? Wie gehen wir mit Unsicherheiten, Volatilitäten, Mehrdeutigkeiten um?

Worin besteht unsere Freiheit?

Sicher werden wir alle noch viel dazulernen müssen, weiter entwickeln und neu erfinden. Für heute habe ich drei Lösungsansätze anzubieten:

1. Nora Bateson bezieht sich in Ihren Überlegungen zu „Emergence“ auf die Annahme, dass vielen gegenwärtigen Ergebnissen Entwicklungen mehrerer Generationen vorangehen und eine Lösung im Verständnis desselben liegen, ohne die Wurzeln der Entwicklung bloßlegen zu müssen. Sie nennt dieses Verständnis „Warm Data“ – Empathie, Intuition und Verständnis -, auf dem dann gemeinsames Lernen („Symmatesy“) und Lösungen aufbauen.

2. Studien ergaben, dass die tatsächliche Übung unterschiedlicher Hirnregionen nicht nur das Erinnerungsvermögen stärken, sondern zu einem entspannteren, allgemeinen Wohlbefinden führen. Studien zeigen, dass die ruhige, gelassene Beanspruchung derselben Hirnregionen zu rascheren und angemessenen Erinnerungen und Entscheidungen führen. Ich nenne es Klarheit aus dem (Los-)Lassen und Neugier auf das, was dann kommt.

3. Reflexion über das eigene Bedürfnis nach Sicherheit und Kontrolle: Marshall Rosenberg schreibt in „The Purpose of Anger“, dass Ärger und Wut Ausdruck nicht erfüllter Bedürfnisse seien. Diese selbst und dann bei anderen zu erkennen und zu artikulieren, könnte uns reichlich viel Anstrengung ersparen, (uns selbst und) anderen Kontrollsysteme aufzuerlegen.

Wieviel besser wirkten dann Selbstvertrauen, Selbstverantwortung und Sinnstiftung für Komplexitätsbewältigung und den Ausbau agiler Haltungen.

Sicher fallen Ihnen noch andere hilfreiche Haltungen und Fähigkeiten ein.
Schreiben sie uns. Gemeinsam schaffen wir eine diverse, agile, lösungsorientierte Welt in Bewegung.

Ach ja: vergessen wir bitte nicht, uns diese Zukunft bunt und sinnstiftend zu malen. Dann kann es gelingen….

Schreiben Sie uns Ihre Eindrücke und Antworten. Lernen wir gemeinsam,
Ihre

Barbara & Michel

Ergänzende Literatur
https://advances.sciencemag.org/lookup/doi/10.1126/sciadv.abc7606
Surprising Purpose of Anger by Marshall B. Rosenberg, ISBN 9781892005151
Nora Bateson: https://warmdatalab.net/warm-data

01 Feb 2021
Temptation

Versuchung

Versuchung. Was für ein Wort. Ver-such-ung. Nein, kein Verbot, kein Kick durch Selbstgefährdung. Oder doch? Ist der Tellerrand, über den wir blicken, so eng geworden, der Teller, auf dem wir Leben essen, so klein?

Darüber zu reflektieren, bietet Suchtgefahr. Sehnsuchtsgefahr. Denn nichts anderes meine ich heute, wenn ich über Versuchung als die Einladung schreibe, über bisherige Erfahrungen hinaus zu gehen. Drogenfrei, versteht sich. Na dann, „versuchen“ wir es:

Was bietet Halt, was gibt Struktur in einer sich mehr und mehr auflösenden alten Welt? Was sind alte Erfahrungen, die wir behalten und neue Erfahrungen, die wir sammeln sollen?

Meine Inspiration für den heutigen Blog war ein klassisch aufgemachtes Angebot von Zukunftsorientierung. Es bietet überzeugte Auskunft über Digitalisierung, Remote Work, Führungsarbeit und operative Zukunftsszenarien. Mit allem Respekt: Bullshit.

Habe ich Ihre Aufmerksamkeit?

Bullshit? Es kommt auf die Perspektive an!? Wenn der Autor/die Autoren für sich sprechen und verantworten, mag die Vorhersage zustimmen. Wenn – so ist es der Fall – wir aber kollektiv gefragt sind, die Vorhersage in Realität zu wandeln, ist diese Aussage mit Wahrheitsanspruch unangemessen. Denn: Jedes Individuum ist gefragt, seinen eigenen Vorhaben, Intentionen, seinem Wollen und Können zu folgen, um Realität zu schaffen. Die Ergebnisse des Zusammenwirkens heute zu wissen, ist unmöglich.

Denn Zukunft ist ein gemeinsamer Versuch (und Irrtum)

Mein Angebot: Tun wir nicht länger so, als wüssten wir es, als hätten wir die Weisheit, Zukunft zu sehen. Und lassen wir uns zu, unsere Ängste, unsere Sorgen und unsere Sorgfalt und das Wissen, dass wir unsere Zukünfte aus unterschiedlicher Perspektive, Expertise, der Fähigkeit, rasch zu reagieren und aus der Sehnsucht nach einem schönen und angemessenen Leben für Viele ansteuern wollen. Robert Dilts und Stephen Gilligen beschreiben in deren „Generative Change“ eindringlich, dass kreative Zukunftsgestaltung von unserer Haltung abhängt. Nur Stabilität in uns selbst, Offenheit, das willkommen heißen anderer Inputs ermöglichen uns, Lösungen zu finden, wo vorher fremdgesteuerte Bestimmtheit war.

Haben Sie aufgegeben, weiter zu suchen?

Haben Sie sich zurück gezogen in Ihre eigene Wahrheit, in Vertrautes, Bekanntes. Eben zurückgezogen in klare Voraussagen, die aus dem Fortschreiben der Vergangenheit entstanden? Oder beschließen Sie, sich auf sich zu besinnen, zu vertrauen und dazu, Lösungen im Zusammenwirken mit anderen zu suchen.

So gewinnt der „Versuch“, die „Versuchung“ eine andere, schöne Bedeutung.
Sie lässt den Ausgang offen, kennt wenig „entweder oder“ und oftmals ein „sowohl als auch“ und dann ein „und dann auch noch“ (Anmerkung: angelehnt an Steve de Shazers und Insoo Kim Bergs „Brief Solution Synchronicity“, (BFTC Milwaukee/Wisconsin).

Eigene Aufgaben, Menschen, Intentionen, Zusammenarbeit, all dies beginnt sich zu verändern und lässt viele Möglichkeiten zu. Versuchen Sie es. Was vor dem disruptiven Jahr 2020 sich leise ankündigte, ist heute Realität. Begriffe wie „positiv“ und „negativ“ haben ihre Konnotationen geändert. Erlauben Sie es dem „Versuchen“ auch: Definieren wir „versuchen“ als ein konsequentes Suchen nach Lösungen, Entwicklungen, Alternativen und dann „Beidem“: dieses „versuchen“ kennt kein Scheitern, nur einen Weg der Entwicklung.

Was geht uns das als Führungskräfte an?

Vieles, möchte ich meinen: wenn Führungskräfte den anvertrauten Mitarbeitern eine neue Definition von „Versuchung“, von „Versuch“ vermitteln können, dürfen Mitarbeiter ein nicht wunschgemäßes Resultat nicht mit „misslungenem Versuch“ abtun, der dann Abwarten und Rückzug nach sich zieht, sondern ein kontinuierliches Wiederaufnehmen, Weitermachen und erstauntes, selbstbewusstes, kreatives, neues „Zwischenergebnis“ ermöglicht.

Macht Versuchen süchtig?

Vielleicht? Vielleicht auch nicht. Es erfordert Selbstreflexion und es erfordert Einsatz. Es erfordert Mut, unbekanntes Terrain zu versuchen, sich und kreative Lösungen zu entdecken.

Gibt es dafür ein Mittel? Versuchen wir es mit Haltung.

• Geben Sie sich und Ihren Mitarbeitern einen Rahmen, in dem Lösungen möglich sind (Dilts und Gilligan sprechen vom Zusammenspiel von Körper und Unbewusstem und Bewusstem in einem steten Dialog.)
• Geben Sie sich und den Mitarbeiter eine gemeinsame Intention (Was wollen wir gemeinsam erreichen?)
• Entwickeln Sie gemeinsam ein „generatives“, versuchendes Mindset (Führen Sie sich und die anvertrauten Menschen von der Bewertung durch Dritte in ein wertschätzendes Miteinander.)
• Suchen Sie ein angemessenes, gemeinsames, kreatives Lösungsbild (Viele Wege führen nach Rom: es gibt nicht nur eine Lösung, bleiben Sie offen.)
• Wandeln Sie Hindernisse in feine Ressourcen (Veränderung findet statt, wo Herausforderung und Neuland warten.)
• Treiben Sie die Transformation stetig voran.

Genug von Versuchen? Gut. Dann ans Werk: tun Sie es!

Schreiben Sie uns: wovon soll es zukünftig mehr geben, wovon weniger? Herzlichen Dank für Ihr Feedback bereits heute,

Ihre Barbara und Michel

Nachweise:
Robert B Dilts, Stephen Gilligan: weitere Informationen unter www.stephengilligan.com
Insa Sparrer, Matthias Varga von Kibed unter https://www.syst.info