Ist ambig genug?


Ist ambig genug?

An der Mehrdeutigkeit zu zweifeln ist gewagt. Haben wir nicht lange genug daran gearbeitet, das Kräftespiel zwischen beiden Polen in einer allparteilichen Weise zuzulassen?Und doch ist es angesichts der auch in Zukunft anstehenden Diskussionen um hybrides Leben angebracht, darüber nachzudenken und auf andere Denk- und Entscheidungsmodelle zu achten.

Die Lösung liegt in mehr als beidem

Beide, das eine mit dem anderen folgen einer systemischen Beratungsschleife in die Positionen der Meta-Validierung, in das Potenzial, das kreative Verwerfen und die Suche nach Transformation, Transformation in Innovation.

Zwei Modelle der Betrachtung als pars pro toto sind hier gegeben. Beide geben Struktur, ohne den Inhalt vorwegzunehmen. Sie fördern die wesentliche Zutat der gewünschten Entwicklung, nämlich Reflexion und Eigenverantwortung:

Ein erstes Modell folgt dem Format des Pentalemma aus der Schule von Matthias Varga von Kibed und Insa Sparrer, die es auf die alte, brahmanische Jurisprudenz der Inder zurückführen:

  • Das Eine, Alte, Bestehende ist der erste und Ausgangspunkt unserer Überlegungen – für die Strategen der alten Schule die Bestandsaufnahme des aktuellen Zustands. Nehmen wir als Beispiel die aktuellen Berufe und ihre funktionalen und rechtlichen Beschreibungen.
  • Das andere, das Neue, die gewünschte Zukunft – in vielen Entwicklungsansätzen auch nicht-trivialer Systeme das Soll, das Ziel folgt als zweite Position. In Anlehnung an unser Beispiel hier die Berufe, die Zukunftsforscher für die Zukunft als notwendig erachten. Eine dieser Funktionen habe ich unter der Bezeichnung “Chief Remote Officer” gefunden, ein mit hoher Sozialkompetenz und Transformationswissen ausgestatteter “Verbindungsoffizier” zwischen den dann nicht mehr existierenden Hierarchien. Kann das gut gehen, werden einige fragen und auch erkennen wollen als des “Kaisers neue Kleider” (frei nach Hans Christian Andersen).

Die Reise hat begonnen

  • Wir befinden uns bereits auf der Reise zwischen dem einen, Bestehenden und dem anderen, denkbaren Neuen, Wir wechseln uns ab mit unseren Zweifeln und Überlegungen, wie der Weg vom Ist zum Soll zu bewerkstelligen ist. Nun ist die dritte Position des “und”, des “entweder und oder”, des “sowohl als auch” erreicht.Bezogen auf unser Beispiel der zukünftigen Arbeitswelt und ihrer Berufe könnte dies bedeuten, dass die Berufe benannt werden, die weiterhin ihren Wert haben, vielleicht weiterentwickelt und durch neues Wissen bereichert werden. Oder umgekehrt, neue Berufe werden durch hochentwickeltes, faktisches, altes Wissen unterstützt: Wer kennt es nicht, seinem aktuellen Brotberuf auch durch persönliche Talente eine besondere Note zu geben?
Oder auch, ganz aktuell, mehrere Berufe, Tätigkeiten parallel auszuüben, dies an verschiedenen Orten, zu verschiedenen Zeiten und dann auch noch viele andere Facetten mehr.
  • Die Verwirrung betreffend die vielen Möglichkeiten und Ausprägungen zielt auf die vierte Position, das “weder noch”, und muss nicht bedeuten, auf all diese Möglichkeiten zu verzichten, sondern im systemischen Kreislauf, im täglichen Scrum und anderen hilfreichen Methoden, die Reise der Erfahrungen, das Ergebnis der Überlegungen, Entwicklungen zu überprüfen.

Welche Fragen haben wir vergessen zu stellen?

Sind unsere Schlussfolgerungen gültig?

Für die Entwicklung der Berufswelt hieße das vielleicht auch zu hinterfragen, ob alle Rahmenbedingungen, die regionalen Märkte, die Bedürfnisse der Kunden, unserer Familien und Freunde und nicht zuletzt unsere eigenen Wünsche ausreichend berücksichtigt wurden.

Bieten Flexibilität, Agilität, Ambiguität genügend Antworten in Zeiten des Chaos?

Wie viel Struktur ist nötig, um Disruption und Dystopie zu zähmen?

Was bedeutet “zähmen” und wer hat wann noch die Kontrolle?

Wenn wir über zukünftige Berufswahl nachdenken, könnte dies dazu führen, dass wir den Beruf des Kommunikators, Moderators, Beraters in Frage stellen. Werden wir diese Berufe noch brauchen oder werden sie durch künstliche Intelligenzen – sozusagen remote learning – ersetzt werden? Und auch: Welche Intelligenz wird zukünftig die Probleme unserer Abfluss-Rohre beheben?

Die Reise beginnt von vorne – mit dem Blick auf das eine, alte, dann auf das neue, und so weiter bis zum “weder – noch”. Sind wir uns jetzt sicher über die zukünftigen Entwicklungen, über unseren Anteil daran?

Nein? Jetzt kann alles passieren!

  • Dann kommt der Meisterwurf, das Penta, die fünfte Position, eine neue Dimension: die Veränderung und das ganz Andere.

Welche Visionen begleiten uns in unserer Entwicklung, auch in Bezug auf unsere eigenen Fähigkeiten, Fertigkeiten, Verantwortung?

Wie geht das? Das Zauberwort heißt Transformation, das Loslassen des Alten, des Neuen, des Sowohl-als-auch, des Nichts davon … und dann an deren Stelle: der Traum von der besten aller Welten. 
Für unser Beispiel der zukünftigen Berufswelten heißt das: Was? Die lange Reise beginnt mit einem herzhaften, mutigen “Ich weiß es nicht”. Jetzt kann alles passieren

Für die Realisten, für die Träumen zu anstrengend ist (in Zeiten von Corona ohne Zynismus, aber mit Mitgefühl geschrieben) bietet sich hier eine noch immer aktuelle Lösung aus der Werkstatt von Steve de Shazer an:

Dem wertschätzenden „Ja, genau dies Eine” folgt ein ergänzendes Überlegen und Prüfen, ein „und auch das noch“, das dann in einem „vielleicht darüber hinaus“ mündet.

Das wertzuschätzende, notwendige Quantum an Sicherheit durch die Akzeptanz des Bestehenden wird verstärkt und aufgewertet durch die freundliche Interpretation, den Wechsel von Perspektiven und führt so zum akzeptierten Neuen. 
Bestimmte, vor allem sozialen und Infrastrukturbezogene Berufe wird es wohl noch lange brauchen, sie werden eine andere Bewertung erfahren müssen. Andere, trendigere Berufsbilder werden durch Digitalisierung und AI wohl bald wegfallen oder in anderen aufgehen. Und dann, wie werden wir Zusammenhalt und Kultur „darüber hinaus“ gestalten?

Vielleicht ist diese Betrachtung an Hand von zukünftigen Berufsbildern ein Anreiz, die beiden wunderbaren didaktisch und semantisch reichen Modelle auf andere Lebenssituationen auszudehnen?

Was immer geschieht, lassen wir es nicht zu, dass uns die Eigenverantwortung und Fähigkeit, zu reflektieren und zu entscheide, verloren geht: Wer oder was möchte ich sein, welche Fähigkeiten wofür einzusetzen?
Schreiben Sie uns, wir freuen uns auf Ihren Input.

Eure  Barbara und Michel