Verführung

Verführung

Verführung

Verführung. Wie verführerisch das klingt.

Einerseits, sich verführen zu lassen und anderseits, andere zu verführen. Machtaufgabe und Machtanmaßung – oder Aufgabe von Verantwortung und kaltes Kalkül.

Davon will ich heute nicht schreiben. Oder nur so viel:

Wir haben es lange nicht wahrhaben wollen. Nicht nur, dass es kein „back to normal“ geben wird, sondern auch, dass „more of the same“, also mehr Kontrolle, mehr funktionale Hierarchie, mehr Effizienz, uns keinen Ausweg aus der aktuellen Situation weisen. Auch dann, wenn es sich einige noch so sehr wünschen, Verantwortung nach oben oder sonst wohin abgeben zu dürfen.

Nein. So geht es nicht weiter. Auch nicht durch meso-esoterisches Abtrifften in Realitäts- und Faktenverweigerung.

Nichts davon unterstützt uns als Individuen, die neuen Herausforderungen anzunehmen

  • Verschiebung von Raum und Zeit durch die Mischung von analogem und digitalem Arbeiten: wie (ver)führen wir unsere Mitarbeiter zu sozialem, zu ökonomischen und zu selbst-reflektiertem Verhalten? Welche Strukturen braucht es dafür, welche Tagesabläufe, Technologien und Orte der Begegnung. Vieles wird uns durch Zukunftsforscher bereits vorgegeben. Die Wahrheit ist: wir wissen es nicht und Ahnung und Annahme sind nur Pfade.
  • Kreativität und Innovation brauchen neue, interdisziplinäre Ansätze. Dazu gehört Mut, Vieles (noch) nicht zu wissen und Vertrauen in die Fähigkeiten der Partner. Wie schaffen wir eine Vertrauenskultur, wo starke Macht und Kontrollhierarchien herrschen? Welche dieser Strukturen werden weiter nützlich sein und
  • Sicherheit geben? Wann wird künstliche Intelligenz welche Aufgaben – sogar gestalterisch – übernehmen und was bleibt dann dem Menschen, der Führungskraft, an Aufgaben?
  • Erwerb von neuen Kompetenzen im Umgang mit neuen Rahmenbedingungen, wenn wir die alten Systeme und Wirkkräfte noch nicht verstanden haben?

Was also hat das mit Verführung zu tun? Und was hat es mit Führung zu tun?

Verführen Sie sich selbst durch klare Gedanken und das Wissen um die Verantwortung uns selbst gegenüber und dann gegenüber jenen, die wir führen. Wie das geht?

Nutzen wir die ersten Tage des neuen Jahres und üben wir uns in Klarheit. Klarheit darüber, welche innere Kraft uns täglich treibt. Nein, damit ist nicht der tägliche Broterwerb gemeint, sondern das, was wir zur Verbesserung dieser unserer Welt beitragen wollen und können. Geben wir uns eine Ausrichtung: nein, keine Antwort auf Anordnungen, sondern innere Leuchttürme, die uns helfen, jeden Tag weiter zu machen mit unserem Ziel vor Augen.

Ich weiss, dass ist gerade jetzt eine anspruchsvolle Herausforderung. Täglich begegnen wir Menschen, die sich verhalten, als würde es keine Neue Zeit geben, keine Mitmenschen zu berücksichtigen, keine Angst vor Veränderung.

Versuchen wir es trotzdem (und nicht nur, weil uns die Literatur von Viktor Frankl bis zu den Hypnosystemikern wie Steve de Shazer und spirituellen NLPlern wie zB. Robert Dilts, Steven Gilligan und vielen anderen es vorleben). An den „alten Herren“ ist zum Beispiel auch der Lauf der Zeit gut abzulesen: das Bleibende und das Alternde. Unzählige Literatur und neuerdings remote-Training der beiden letzteren belegen: Das Konzept der meditativen Ausrichtung passt nicht mehr in die schnelllebige Zeit – es passt in die schnelllebige Zeit.

 Ein sich rasend veränderndes Umfeld verlangt ein „sowohl als auch“.

Kluges Überlegen und rasches, agile Anpassen. Die Aufgabe alten Wissens und die Wertschätzung von Weisheit. Vor wenigen Tage fragte ich eine kleine Gruppe hoch geschätzter, wissenschaftlich orientierter Kollegen: „wieviel Wert hat Weisheit?“. Innehalten, reflektieren und ein Versuch einer Antwort: „Weisheit weiss, was es für die Zeit braucht und was es gilt loszulassen.“

Loszulassen gilt es, endlos sich in seinen Erkenntnissen zu „baden“, auszubauen gilt es, „anders“ zuzuhören, will heißen, zukunftsorientiert und offen für interdisziplinäres Wissen optimistische Lösungen zuzulassen.  Loslassen bedeutet, Bestehendes konsequent zu reflektieren und innovativ mit neuen Einflüssen zu verschmelzen. Sich selbst und andere hin zu Lösungen verführen bedeutet freies Lernen, Assoziieren, Erfinden und Implementieren, bedeutet Lernen und Glück.

Was also ist unser persönlicher Beitrag zum Gelingen einer besseren Welt?

 Der Neurologe Gerald Hüther weiß: „Was wirklich ansteckend ist, ist das Glück, das Menschen ausstrahlen, die Verantwortung für sich übernommen haben. Das sind Menschen, die in sich eine Verbundenheit mit sich selbst und der Welt hergestellt haben, die sie glücklich macht. Diese Menschen führen ein Lebe, welches wir jedem auf dieser Welt nur wünschen können.“

Was ist Ihr persönlicher Beitrag zum Gelingen einer besseren Welt – trotz VUCA, trotz Covid-19?

Meine Vision meines Beitrages seit vielen Jahren ist die „Verführung“. Nämlich die Verführung, möglichst viele Menschen zur Übernahme bewusster Eigenverantwortung und Selbstbestimmung.

Zugegeben, das ist kein „Renner“ in Zeiten von Angst, Kontrolle und Distanzierung. Wissenschaftliche Studien zeigen den sozialen Rückzug und Überantwortung an einige wenige auf.

So kann die notwendige Transformation und Positinierung in einer unvorhersehbaren, unsicheren und hoch agilen Welt von sich rasch ändernden Rahmenbedingungen nur gelingen, wenn wir zuerst für uns selbst eine Zukunft definieren, in der Verantwortung, Menschlichkeit und Verantwortung Platz haben.

Was müssen wir an Kompetenzen entwickeln, um unsere Idee von Zukunft mitgestalten zu können?

  • Das Basisverständnis zeitgemäßer Technologien, der Umgang mit Digitalisierung und der Vorstellung von Möglichkeiten aus Künstlicher Intelligenz sind in aller Munde
  • Die Umstellung auf hybride Systeme analoger und digitaler Kommunikation ist nahezu gelungen. Wir schließen langsam auf zu unseren Kindern, die wie selbstverständlich Vorhandene Technologien nutzen.

Die Reflexion sozialer Fähigkeiten, wie das Führen auf Distanz ist in Entwicklung und braucht Ihre, unser aller Unterstützung: denn es beginnt damit, uns selbst zu führen, zu verführen in eine optimistisch-realistische Zukunft. Und Zukunft entsteht laut moderner Hirnforschung in unserem Kopf. Durch wertschätzenden Austausch mit Gleichgesinnten gelangt sie in die Realität (Vergleiche Ludwig Wittgensteins Tractatus logico-philosophicus 😉

  • Vertrauen in uns selbst, um das Ungewisse zu meistern. Mein Lieblingsweiser Nassrudin Hodscha (https://de.wikipedia.org/wiki/Nasreddin) gibt Anweisung, wenn er sagt: „Aus der Knospe der Verwirrung erblüht die Blume der Verwunderung“ – erst wenn wir Ungewissheit zulassen, können wir Neuland betreten und lernen, Lösungen entwickeln und Glück erfahren.

Was ist unser Beitrag zum Gelingen einer zukünftigen Welt?

  • Der Entwurf einer eigenen, authentischen und lebenswerten Zukunft
  • Der Erwerb von dazu nötigen Fähigkeiten und Wissen:
    – Reflektiertes Selbstvertrauen erlaubt es uns, anderen – manchmal mit nötigem Mut – ebenso zu vertrauen und uns auf den Weg zu machen, erreichtes zu hinterfragen und nächste Schritte/Phasen zu planen und umzusetzen
  • Komplexe Themen auf einer Metaebene zu betrachten, ohne sofort in Mikromanagement abzutauchen
  • Mut und Freude für eine gemeinsame angemessene Zukunft inmitten von Veränderungen in die Köpfe und Herzen zu tragen.
  • Das sichtbare, nachvollziehbare Vorleben und Vorführen, das Verführen Anderer, Maß zu nehmen, zu reflektieren und selbst: Erst wenn wir uns selbst Sinn und Ausrichtung gegeben haben, schaffen wir gemeinsam Leidenschaftsorientierung und Gemeinschaftsorientierung zu entwickeln.

Verführen wir uns und die Menschen, die mit uns gestalten, zu mehr Mut zur Selbstverantwortung und Neugier auf das neue Leben. Verführen wir uns zum Lernen und zu überraschenden Lösungen. Je mehr wir zukunftsfähige, denkende, reflektierende Menschen in unseren Teams haben, umso einfach wird es, Organisationen zukunftsfähig zu gestalten, Zukunft gemeinsam, mutig flexibel und multikompetent zu gestalten.

In diesem Sinne wünschen wir ein wunderbares neues Jahr 2021 und freuen uns über Feedback, Anregungen und hilfreiche Ideen. Wir sind für euch da!

Barbara & Michel

PS: Auch ein digitaler Vorteil: wenn Sie mehr von den genannten klugen „Alten“ lesen oder hören wollen – das Internet gibt Auskunft 😉