Versuchung

Temptation

Versuchung

Versuchung. Was für ein Wort. Ver-such-ung. Nein, kein Verbot, kein Kick durch Selbstgefährdung. Oder doch? Ist der Tellerrand, über den wir blicken, so eng geworden, der Teller, auf dem wir Leben essen, so klein?

Darüber zu reflektieren, bietet Suchtgefahr. Sehnsuchtsgefahr. Denn nichts anderes meine ich heute, wenn ich über Versuchung als die Einladung schreibe, über bisherige Erfahrungen hinaus zu gehen. Drogenfrei, versteht sich. Na dann, „versuchen“ wir es:

Was bietet Halt, was gibt Struktur in einer sich mehr und mehr auflösenden alten Welt? Was sind alte Erfahrungen, die wir behalten und neue Erfahrungen, die wir sammeln sollen?

Meine Inspiration für den heutigen Blog war ein klassisch aufgemachtes Angebot von Zukunftsorientierung. Es bietet überzeugte Auskunft über Digitalisierung, Remote Work, Führungsarbeit und operative Zukunftsszenarien. Mit allem Respekt: Bullshit.

Habe ich Ihre Aufmerksamkeit?

Bullshit? Es kommt auf die Perspektive an!? Wenn der Autor/die Autoren für sich sprechen und verantworten, mag die Vorhersage zustimmen. Wenn – so ist es der Fall – wir aber kollektiv gefragt sind, die Vorhersage in Realität zu wandeln, ist diese Aussage mit Wahrheitsanspruch unangemessen. Denn: Jedes Individuum ist gefragt, seinen eigenen Vorhaben, Intentionen, seinem Wollen und Können zu folgen, um Realität zu schaffen. Die Ergebnisse des Zusammenwirkens heute zu wissen, ist unmöglich.

Denn Zukunft ist ein gemeinsamer Versuch (und Irrtum)

Mein Angebot: Tun wir nicht länger so, als wüssten wir es, als hätten wir die Weisheit, Zukunft zu sehen. Und lassen wir uns zu, unsere Ängste, unsere Sorgen und unsere Sorgfalt und das Wissen, dass wir unsere Zukünfte aus unterschiedlicher Perspektive, Expertise, der Fähigkeit, rasch zu reagieren und aus der Sehnsucht nach einem schönen und angemessenen Leben für Viele ansteuern wollen. Robert Dilts und Stephen Gilligen beschreiben in deren „Generative Change“ eindringlich, dass kreative Zukunftsgestaltung von unserer Haltung abhängt. Nur Stabilität in uns selbst, Offenheit, das willkommen heißen anderer Inputs ermöglichen uns, Lösungen zu finden, wo vorher fremdgesteuerte Bestimmtheit war.

Haben Sie aufgegeben, weiter zu suchen?

Haben Sie sich zurück gezogen in Ihre eigene Wahrheit, in Vertrautes, Bekanntes. Eben zurückgezogen in klare Voraussagen, die aus dem Fortschreiben der Vergangenheit entstanden? Oder beschließen Sie, sich auf sich zu besinnen, zu vertrauen und dazu, Lösungen im Zusammenwirken mit anderen zu suchen.

So gewinnt der „Versuch“, die „Versuchung“ eine andere, schöne Bedeutung.
Sie lässt den Ausgang offen, kennt wenig „entweder oder“ und oftmals ein „sowohl als auch“ und dann ein „und dann auch noch“ (Anmerkung: angelehnt an Steve de Shazers und Insoo Kim Bergs „Brief Solution Synchronicity“, (BFTC Milwaukee/Wisconsin).

Eigene Aufgaben, Menschen, Intentionen, Zusammenarbeit, all dies beginnt sich zu verändern und lässt viele Möglichkeiten zu. Versuchen Sie es. Was vor dem disruptiven Jahr 2020 sich leise ankündigte, ist heute Realität. Begriffe wie „positiv“ und „negativ“ haben ihre Konnotationen geändert. Erlauben Sie es dem „Versuchen“ auch: Definieren wir „versuchen“ als ein konsequentes Suchen nach Lösungen, Entwicklungen, Alternativen und dann „Beidem“: dieses „versuchen“ kennt kein Scheitern, nur einen Weg der Entwicklung.

Was geht uns das als Führungskräfte an?

Vieles, möchte ich meinen: wenn Führungskräfte den anvertrauten Mitarbeitern eine neue Definition von „Versuchung“, von „Versuch“ vermitteln können, dürfen Mitarbeiter ein nicht wunschgemäßes Resultat nicht mit „misslungenem Versuch“ abtun, der dann Abwarten und Rückzug nach sich zieht, sondern ein kontinuierliches Wiederaufnehmen, Weitermachen und erstauntes, selbstbewusstes, kreatives, neues „Zwischenergebnis“ ermöglicht.

Macht Versuchen süchtig?

Vielleicht? Vielleicht auch nicht. Es erfordert Selbstreflexion und es erfordert Einsatz. Es erfordert Mut, unbekanntes Terrain zu versuchen, sich und kreative Lösungen zu entdecken.

Gibt es dafür ein Mittel? Versuchen wir es mit Haltung.

• Geben Sie sich und Ihren Mitarbeitern einen Rahmen, in dem Lösungen möglich sind (Dilts und Gilligan sprechen vom Zusammenspiel von Körper und Unbewusstem und Bewusstem in einem steten Dialog.)
• Geben Sie sich und den Mitarbeiter eine gemeinsame Intention (Was wollen wir gemeinsam erreichen?)
• Entwickeln Sie gemeinsam ein „generatives“, versuchendes Mindset (Führen Sie sich und die anvertrauten Menschen von der Bewertung durch Dritte in ein wertschätzendes Miteinander.)
• Suchen Sie ein angemessenes, gemeinsames, kreatives Lösungsbild (Viele Wege führen nach Rom: es gibt nicht nur eine Lösung, bleiben Sie offen.)
• Wandeln Sie Hindernisse in feine Ressourcen (Veränderung findet statt, wo Herausforderung und Neuland warten.)
• Treiben Sie die Transformation stetig voran.

Genug von Versuchen? Gut. Dann ans Werk: tun Sie es!

Schreiben Sie uns: wovon soll es zukünftig mehr geben, wovon weniger? Herzlichen Dank für Ihr Feedback bereits heute,

Ihre Barbara und Michel

Nachweise:
Robert B Dilts, Stephen Gilligan: weitere Informationen unter www.stephengilligan.com
Insa Sparrer, Matthias Varga von Kibed unter https://www.syst.info