Wie kreativ sind Ihre Gespräche in „noch-immer-Corona“?

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Wie kreativ sind Ihre Gespräche in „noch-immer-Corona“?

Geht es Ihnen auch so? Sie sitzen täglich in remote-Meetings, auch wenn es langsam mehr Präsenz-Gespräche gibt. Große Unternehmen wie Siemens denken bereits darüber nach, eine praktikable Abfolge von Präsenz- und Home Work für ein weltweites „Rollout“ zu designen.

Erste Tutorials für Remote Work entstehen. Bildpräsenz, Kamerablick und reduzierte Gestik sind schnell erlernt.

Was bringt das?

Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass das „Old school learning“, gleich ob in Präsenz oder Web, nur 10% zur lebenslangen Entwicklung der Mitarbeiter beiträgt. 70% lernen wir „by doing“ und 20% im „Copy and paste-Modus“.

Wie aber gestalten wir die neuen Inhalte?

Wie zeigen wir Emotionen über die Teachings aus Seminaren zur „Emotionalen Intelligenz“ hinaus?

Welche Sprachformeln bedingt die Transformation der „neuen Zusammenarbeit“?

Ist Kreativität möglich in der derzeitigen Form von Remote Work?

Welche Entwicklungen werden in der Semantik erforderlich?

Eine Frage führt zur nächsten.

Tatsächliche Erkenntnisse werden wir erst in einigen Monaten, wenn nicht Jahren erlangen. Zu spät, um im Status zu verharren.

Wie gestalte ich kreative, innovative Arbeit im gewohnten Zustand von räumlicher Distanz, scharf strukturierten Redeprozessen, schulähnlichen Abfragemodi und obrigkeitsgewohnte Schweige-Komfortzone?

Multikulturelle Coaches wie wir in der Toccaverde sind seit Jahren „distance calls“ gewohnt und auf mehr als Worte angewiesen, um empathisch auf unsere Gesprächspartner einzugehen. Unsere Erfahrung: ohne präsenzgeschärfte Empathie und dem Abstützen unserer Annahmen auf mehr als einen, vielleicht sogar ausschließlich auditiven Input braucht es einiger zusätzlicher, vielleicht noch ungewohnter Kompetenzen.

Meine persönliche Erfahrung:

Neuerdings begleite ich auch als Zuhörer Remote Meetings und erlebe spannende Situationen. Moderatoren und Sprecher im strikten Kontrollmodus, hoch beherrschten, konzentrierten, emotionsarmen, melodiebefreiten Stimmen. Manchmal mit begrenzten Redezeiten, vereinbarten Agenden, die ausschließlich dem Abarbeiten von Maßnahmen und Vorgaben dienen.

Das mag für den Zweck auch passen. Jedenfalls ist es effizienter als jene remote Meetings, in denen sich die Mehrzahl der Teilnehmer von Bild und Ton verabschiedet und zum gelangweilten Konsumenten degeneriert.

  1. Kreative Gespräche und Meetings brauchen mehr:
    sie brauchen Stimme mit Stimmung, Bild mit Emotionen, Raum und Zeit, das miteinander Lachen, einander kennenzulernen und die Akzeptanz unterschiedlicher Wahrnehmung.
  2. Stimme mit Stimmung: geben sie die Kontrolle auf – es ist einfach: sie haben sie nie gehabt.
    Der Systemtheoretiker Niklas Luhman und der „radikale Konstruktivist“ Paul Watzlawik haben wissenschaftlich belegt, dass die Botschaft des Senders nicht gleich der Information für den Empfänger ist. Worte alleine genügen nie, unbewusst nehmen wir die Farbe der Stimme, die Betonung wahr und übersetzen diese – angereichert mit Übereinstimmung oder Nichtüber-einstimmung von Mimik, Gestik, eigenen Werten, Vorwissen und vielem anderen mehr in unsere eigene „Wirklichkeit“. Was hilft? Reden Sie miteinander statt übereinander. Finden Sie zueinander. Zeigen Sie Emotionen – verbal und nonverbal.
  3. Ersetzen Sie bestimmte Worte.
    Dazu werde ich sicher noch ausführlicher schreiben und sprechen. Wesentliches, wie das Vermeiden von „Nein“ und „aber“ kennen Sie sicher bereits (was nicht gleichzusetzen ist mit dem modischen „aber ja!!“ mancher Sprechschulen.
    Die Herausforderung, angemessen zu konnotieren, ist der Qualität der Zeit geschuldet: In Zeiten der Veränderungen ist Achtsamkeit in der Wortwahl angesagt. Wir lernen, dass wir nicht alles kontrollieren, nicht mehr im Wettbewerb mit anderen stehen. Kein „weiter, höher, schneller“ mehr, sondern ein agiles, sinnstiftendes, gemeinsames Ansteuern möglicher Zukünfte ist angesagt. Worte wie „Herausforderungen“ lösen unzeitgemäße, wettbewerbsähnliche Reflexe aus. Der Ansatz der Zusammenarbeit verlangt stattdessen nach Möglichkeiten. Sprechen Sie davon und lassen Sie sich von der Wirkung kreativer Kooperationen überraschen! Sorgen und Überlegungen verschwinden nicht von jetzt auf gleich – der semantische achtsame Umgang mit Worten und Sätzen erlaubt jedoch hilfreiche Perspektiven und Zugänge.
  4. Verwenden Sie einen offenen Wortduktus und neue Ausdrucksebenen.
    Laden Sie Ihre Gesprächspartner ein, „offene“ Fragen zu stellen und andere um Unterstützung zu bitten. Gehen Sie auf Stimmungen ein und sprechen Sie diese an.
    Fragen Sie immer wieder selbst nach. Lassen Sie viel Raum zum Nachdenken, induzieren Sie einen freundlichen Ebenen- und Perspektivenwechsel. Wertschätzen und vertrauen Sie auf die Kraft der kleinen Schritte.

Mehr davon erzählen wir euch in unserem nächsten Blog – oder Podcast. Ich freue mich auf inspirierende Fragen und Anfragen zu kreativen Workshops in Distanz oder Präsenz.

Barbara & Michel